Grünes Essen?

"Das ist wirklich noch ein großes Problem!", tönt es durch die Moschee.

Die kleine Maus hatte gerade so schön vom Fahrradfahren geträumt und nun so heftig erschrocken, dass das Fahrrad in ihrem Traum umkippte – und sie selbst aus dem Bett fiel! "Nanu?", wundert sie sich. Vorsichtig steckt sie ihr Näschen aus der Tür und hofft, dass nicht sie, die kleine Maus, gemeint war. Erleichtert stellt sie fest, dass ein paar Leute zusammensitzen und sie gar nicht beachten.

"Wir müssen uns überlegen, was wir mit den übrig gebliebenen Speisen machen", setzt Suleyman seine Rede fort. "Unser Caterer, der uns jeden Abend mit Essen versorgt, darf sie nicht zurücknehmen. Alhamdulillah, einige Geschwister nehmen sich abends noch etwas mit nach Hause. Wir haben auch schon sehr knapp kalkuliert, aber trotzdem bleibt immer noch etwas übrig. Ich würde gerne versuchen, in den letzten zehn Tagen von Ramadan ein Green Iftar anzubieten, in schā' Allāh. Doch dann ist das Wegwerfen von Essensresten wirklich ein No-Go!"

"Green Iftar? Was bedeutet das denn?", wundert sich die kleine Maus. "Green bedeutet grün. Müssen dann alle in grüner Kleidung zum Iftar in die Moschee kommen? Oder wird es nur grünes Essen geben?"

Auch andere in der Runde fragen nach, sodass Suleyman es näher erklärt: "Green Iftar bedeutet, dass man alles so organisiert, dass es gut für die Umwelt ist. Wir sollten auch nicht jeden Tag Fleisch anbieten. Unser Caterer hat ganz tolle und leckere vegetarische Gerichte. Um Fleisch herzustellen, braucht man viel Energie, und der Transport verursacht Abgase …"

"Was?!", ruft jemand erschrocken in Suleymans Rede hinein. "Sollen wir jetzt alle Vegetarier werden?!"

Doch Suleyman beruhigt ihn: "Nein, aber wir könnten Flexitarier werden. Das bedeutet, wir schränken unseren Fleischkonsum bewusst ein und essen lieber weniger, dafür aber besseres Fleisch. Auch der Prophet (ṣallallāhu ʿalaihi wa sallam) hat nicht jeden Tag Fleisch gegessen."

Einige in der Runde sind noch skeptisch, doch Suleyman ergänzt eine weitere Aussage des Propheten (ṣallallāhu ʿalaihi wa sallam): "Kein Schaden und keine Schädigung!" Schließlich sind sich alle einig, dass sie in den letzten zehn Tagen von Ramadan ein Green Iftar anbieten wollen. Müll wird alhamdulillah ja bereits weitgehend vermieden. Wenn nun auch bei den Lebensmitteln darauf geachtet wird, dass sie frisch, aus der Region (regional) und zur Saison passend (saisonal) sind, dann kann man das wirklich als Green Iftar bezeichnen, mā schā' Allāh.

Jetzt im Frühling gibt es zwar noch nicht so viel frisches Gemüse, aber einige Sorten wie Lauch, Feldsalat oder Rucola lassen sich gut verwenden – zum Beispiel für ein leckeres Pesto. Es ist auch völlig in Ordnung, Gemüse zu nehmen, das vom letzten Herbst eingelagert wurde. Hauptsache, es wurde nicht Tausende Kilometer mit Lastwagen über die Autobahn transportiert oder in energieintensiven Gewächshäusern gezüchtet.

"Aber regionales Gemüse ist oft teurer als importiertes", wirft jemand ein.

"Ja", gibt Suleyman zu, "aber wenn wir nur alle drei Tage Fleisch kaufen, können wir das wieder ausgleichen, in schā' Allāh."

Die kleine Maus hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, woher ihre Mahlzeiten kommen. Sie frisst einfach, was ihr vor das Näschen kommt. Aber da Mäuschen auch gern vegetarisch essen, ist sie gespannt, was in den nächsten Tagen wohl auf den Tisch kommen wird, in schā' Allāh.

Erleichtert stellt sie fest, dass immer noch nicht darüber gesprochen wurde, was mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln geschehen soll. Denn die Vorstellung, dass am Ende nichts mehr für sie übrig bleibt, ängstigt sie doch sehr. Doch dann wird das Thema doch angesprochen.

"Wir könnten in Kleinanzeigen inserieren, dass man abends mit eigenen Behältern kommen und übrig gebliebenes Essen abholen kann. Es gibt auch spezielle Internetseiten zur Lebensmittelrettung – auch dort könnten wir unser Angebot einstellen. Wir stellen die Reste einfach nach vorn auf einen Tisch am Eingang. Am Anfang müsste vielleicht immer jemand von uns ein Auge darauf haben. In schā' Allāh trauen sich dann vielleicht sogar Nicht-Muslime mal in die Moschee!"

Die kleine Maus verliert den Mut. Sie kann doch nicht gleichzeitig mit den Menschen ihre Mahlzeiten abholen! Wenn Mäuse zwischen Nahrungsmitteln herumlaufen, die die Menschen noch essen wollen, gibt es doch immer viel Geschrei!

"Und morgens früh wird dann wohl nichts mehr übrig sein", murmelt sie traurig.


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